Wie lautete das Platt von Bottrop-Boy?
Wenkerbogen 23057 (1880)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | Im Winter fleigt de drügen Blade dör de Luft herüm. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Et höert glik up te schnien, dann wätt dat Weer wiär bäter. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Do Kuohlen in den Ofen, dat de Miälk bol an te kuoken fängt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | De gude olle Mann is met dat Piäd dör’t Is gebroken und in dat kuolle Water gefallen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | He is vör veer oder säs Wiäken gestorben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Dat Füer was te hete, de Koken sind jä under ganz schwatt gebrannt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | He ätt de Eier ümmer oahne Solt und Piäper. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | De Föte doht mi so wehn, ich glöwe, ich heb se döer gelopen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Ick sin bie de Frau gewest und heb et öer gesagt, un se sag, se wull et ok öer Dochter seggen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Ick will et ok nich mär wiär dohn. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Ick schlo di gliek met den Kuokliepel üm de Oen, du Ape! | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Woer gehst du heer, söll wie met di goaen? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es sind schlechte Zeiten. | Et sind schlächte Tieden! | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Min leiwe Kind, bliew hier under stonn, de bösen Göse biet di dot. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Du hest van Dage am mesten geläert und büs adig gewest, du drafst fröher nua Hues goen as de Andern. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du büs nog nich grot genog, üm ene Fläske Wien uht tedrinken, du mos ärst nog en Ende wassen un gröter wiäden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Goah, si so gut un[n] sag dien Süster, se söll de Kleder för öer Moder fäddig neien un met den Bossel rein maken. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Hättst du öm gekannt! dann wöert et anders gekummen un et dei biäter üm öm stoahn. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | We het mi minen Kuorf met Flesk gestoahlen? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | He dei so, als hädden se öm tom Diärsken bestellt; se hebt et ower sölwst gedoen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wel het he de niee Geschichte vertallt? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Män mot hadde schreien, süs vösteit he us nich. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wir sind müde und haben Durst. | Mie sind möde un hebt Duorst. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | Es wie gistern Owend terügge koimen, do läggen de Andern all te Besse und wören fast ant schlopen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | De Schnee is düsse Nacht bi us liggen bliewen, ower van Muorgen is he geschmolten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Achter ussen Huse stoat drei schöne Appelböme met rode Äppelkes. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Könn ih nich noch en Ogenblicksen up us wachten, dann goa wie met uh. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | Ih dröfft nich sökke Kinderien driewen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Usse Biärge sind nich ganz hoge, de uen sind full höger. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Wufull Pund Wuorst un wufull Brot will ih häbben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Ich vöstoh uh nich, ih möt en bitken hädder spriäken. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Heb ih kien Stücksken witte Seepe vör mi up minen Disch gefunnen? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sinn Broer will sick twee schöne niee Hüser in uen Guorden bauen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Wort kam ihm von Herzen! | Dat Wuot kam öm von Hiärten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das war recht von ihnen! | Dat was rächt van uh! | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wat sitt‘ doer vör Vügelkes buowen up dat Müerken? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | De Buern hädden fief Ossens un niegen Köh un twelf Schöpkes vör dat Dorp gebracht, de wullen se verkopen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | De Lüde sind van Dage alle te buten op dat Feld un maiht. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | Goah men, de brune Hund döht di nicks. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | Ick sin met de Lüde doer achter öwer de Wieske in Kuorn gefoert. |
Seite 2
Transliteration
von Marc Real
Schulort: Boy im Amte Bottrop |
Kreis etc.: Recklinghausen. |
Reg.-Bez. oder Landdrostei: Münster |
Staat: Preussen. |
Name des Lehrers H. Kleerbaum. |
Geburtsort des Lehrers Dülmen |
Im Reg.-Bezirk etc., Staat Münster Preussen. |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung […] durch den Lehrer[.] |
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. In den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) […] wie leises ch[.] |
3. […] g in Kugel, Augen, fragen und [] g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen, [] sind […] sämmtlich in der Aussprache fast gleich[.] |
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. […] getrennt wie fiß=chen, Flaß=che etc. |
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut […]. |
6. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche (Dänen, Polen, Litthauer etc.) in grösserer Zahl ansässig? und welche? und wie stellt sich etwa das Zahlenverhältniss in diesem Falle? [Option ist gestrichen.] |
7. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? Nein. |
a) die Männer? b) die Frauen? [Option „die Frauen“ ist unterstrichen.] |
[Keine Bemerkungen.] |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
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