Wie lautete das Platt von Recklinghausen-Innenstadt?
Wenkerbogen 23197 (ca. 1879/80)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | Im Winter fla=igt dä dröige Blaa düa da Locht harüm. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Ät höͣ̈llt glick op tä schniggen, dann wüat dat Wia wr biatter. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Dau Kuallen in’n Uawen, dat da Mialk boͣl an tä kuacken fänkt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | Dä guodde oͣlle Mann es met dem Piad düatt Is bruaken un <und> in dat koͣaale Waater fall’n. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | Hä es fa veer odder säß Wi[a]cken stuarwen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Dat Füer was tä he-it, dä Kauken sind jöͣ unnen ganz brannt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | Da iet’t dä Eier ümmer oͣhne Soͣlt un Piapper. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | Dä Faid daut mi sehr we-i eck glöuf, eck häff sä düa loupen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Eck sin bi dä Frau wi-ast un häfft iar sacht <sagt>, un sä sag, sä wollt ok i-a Dochter seggen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Eck wellt ok nich mä wi-e daun. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Eck sloͣ di glīk met däm Kuakleppel üm dä Oͣen, du Aap. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Woͣ geis du hen sö wir met dir goͣhn? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es sind schlechte Zeiten. | Ät sind slegte Tied’n. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Min laiw Kind, bliew hir unnen stoͣhn, dä boüse Göüs biet die {tot fehlt} | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Du gies van Dag am meisten läjet un büs ades wiast, du draffs äher noͣ Hus goͣhn as dä Annen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du büs noͣch nich grout genaug üm en Fläsche Wien uttädrinken, du maus äst noͣch’n End wassen un grötter wärn. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Goͣ si so guot un seg din Süster, sa söll dä Kle-ider füa inke Mouder fäddig naie un met dän Büassel rein maaken. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Häß du öm kannt, dann wäat annes kommen, un et doͣ̈ biatter üm am stoͣhn. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | Wä giet mi minen Kuarf met Fle-is stuallen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | Hä doͣ so, as hädd’n sä am taum Diaschen bestallt; sa häfft oawwer selfs doͣhn. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wäm gi-edde dä nigge Geschichte vätallt? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Man mat harr raup’n, süs väste-it hä us nich. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wir sind müde und haben Durst. | Wie sind mai, un häfft Duast | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | As wir gisten Aowend trüg kämen, lächen de Annen all int Bett un sleipen fast. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | Da Snei es van Nacht bi us liggen bliewen, van Muargen smollten {dt. schmolz er} | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Achter usse Hus staott drai schöüne Appelböümkes met roue Äppelkes | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Könnt it nich noch e-inen Ougenblick ob us wachen, dann goͣ wie met {euch fehlt}. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | It dröfft nich sokke Kindarin driwen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Usse Biarge sind nich sehr houch, dä inken sind vüoll höger. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Wuvüol Pund Wuast un wuvüöl Broud well it häwwen? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Eck verstoa ink nich, it mait’n biettken hädder küern. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Häff it känn Stücksken Seib füa mi ob minen Dis fund’n? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sin Broä well sick twe-i schoüne nigge Hüser in inken Gaan bau’n. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Wort kam ihm von Herzen! | Dat Woͣt kam öm van Hiatt’n | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das war recht von ihnen! | Dat was rächt van ink | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wat sit’t doͣ vüa Vüögelkes buawen ob dat Müeken? | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | Dä Bu-en hän’n fief Oss’n un ni-eggen Kai un twialf Schoͣ̈bkes vüa dat Duarb brack, dä woll’n sa väkoupen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | Dä Lüh sind van Dag all tä buten obt Feld un mait. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | Go-a mä. dä brune Rüer dait di nicks | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | Eck sin met dä Lüh doͣ achter üawer da Wiesche int Koan fuat |
Seite 2
Transliteration
von Marc Real
Schulort: Recklinghausen |
Kreis etc.: Recklinghausen |
Reg.-Bez. oder Landdrostei: M[ü]nster |
Staat: Preußen |
Name des Lehrers Kaltwey |
Geburtsort des Lehrers Recklingh[ausen] |
Im Reg.-Bezirk etc., Staat Münster [Preußen] |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler oder durch den Lehrer? Lehrer |
[Weitere Punkte 2 – 7 o. A., keine Bemerkungen.] |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
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