Wie lautete das Platt von Essen-Fulerum?
Wenkerbogen 29211 (vor dem 22. Juli 1877)
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Transliteration
von Marc Real
Thu Dir ein Tuch um den Kopf binden! | Du de en Dok öm de Kopp benden. |
Sie hat zu mir gesagt, sie wollte heut Abend wieder nach Haus kommen. | Sö het vör me geßag, sö wöll va Novend wirr no hëïm kummen. |
Wir sind von ihnen bestellt worden. | Sö sind van öhr bestault worden. |
Im Winter fliegen die Blätter durch die Luft. | Im Wïënter flïëgen die Bleer döer de Lug. |
Unter dem Apfelbäumchen da hinten stehen zwei Bänkchen. | Uner dem Appelbömken do achter stont twie Bänkskes. |
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben; er liegt drei Fuß hoch. | De Schnia ües vanner Nag bie ues liëggen gebliëwen, he liat dri Fut hoag. |
Ich hätte euch gute Liederbüchlein gegeben; ihr seid mir aber nicht artig gewesen. | Iëk hätt ink gudde Liederbückskes gegewen, gitt sind mi ewer nie ardeg genug gewes. |
Man muß ihn bedauern, er ist ein gutmüthig Schaf. | Me moët en beduren, he ües en guodmüdig Schoop. |
Gestern war schlecht Wetter. | Gister woar schlech Wär. |
Euer Hund hat uns das Fleisch aufgefressen. | Iënken Hund heet us dat Flëïsch opgefreeten. |
Habt ihr kein Stückchen Seife auf dem Tisch gefunden? | Hewe gitt keeïn Stüëcksken Seeïpen op den Disch gefuënen. |
Ich konnte es nicht finden. | Ick kuën ät nië fiënen. |
Wir müssen hier noch ein Augenblickchen warten. | Weeï mügten hië noch en Ogenblicksken wachten. |
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Küh und zehn Schäfchen vor das Dorf gebracht. | Die Buren hadden fif Ossen, niëgen Köëh, un teeïen Schöppkes vör dat Dörp gebrach. |
Mein lieb Kind, du mußt erst noch ein bißchen wachsen und größer werden und laufen lernen. | Min liëw Keeïnd, du muz noch iar en bitschen waassen und grödder wäden un lopen liaren. |
Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, wenn du nicht bald gehst, du Affe! | Iiëk schlon dëei glick mit dem Pottlepel üem die Oahren, wenn du nië boll geeïss, du Apen. |
Unser ältester Bruder soll bei Eurem Meister in die Lehre gehen. | Usen äulsten Bruer sall bi inken Meeïster in die Liahr gohn. |
Ich habe eben von ihr gehört, es wären über zwölf Häuser und eine Scheuer abgebrannt. | Iëk häf ewen wan üar gehoart, ät wöaren öwer twälf Hüser un än Schür afgebrannt. |
Er macht heut ein wüthig Gesicht. | He mak vann Dag en frammig Gessig. |
Es sind schlechte Zeiten. | Aet sind schlechte Tiën. |
Sie hatten sich die Köpfe blutig geschlagen. | Süë hadde sich de Köpper blutig geschlagen. |
Der ewige Regen soll die Äpfel wohl theuer machen. | Den ewige Regen sall die Aeppel wahl dürr māken. |
Meiner Mutter hatte alte Kleider von meiner Tochter herausgelegt. | Mi Moder hat aul Klëër van min Dochter herut gelag. |
Ich möchte ein halb Pfund Wurst haben. | Iëk hätt gän en half Punt Wohs. |
Was sind das für schöne Äffchen! | Wat sind dat van nette Aapen. |
Wollt ihr lieber ein Gläschen rothen Wein trinken oder ein Gläschen weißen? | Wille git liëwer äm Gläsken roa Win̄ drinken ov ein Gläsken witten. |
Der Teufel hat Pferdsfüße. | Den Deuwel het Pattsbeeïnen. |
Der Rhein ist sehr hoch gewesen. | De Rhin üs ganz hoach gewäs. |
Hättst du das gewußt! | Hes du dat gewiëten? |
Der darf man nicht trauen, die hat es hinter den Ohren! | Denn darf me ni truen, die het ät achter de Oahren ßitten. |
Geht Kinder! ihr sollt unserm Kecht sagen, er sollte uns das große Buch neben den Ofen legen. | Gont Kiäner, git ssöllen usen Knech ssäggen, he ßöël us denn gruaten Buk tägen den Owen läggen. |
Ich bin arm und wäre gern reich. | Ick sinn arm un wüar gän rik. |
Seid so gut und bringt mir eine Flasche frisch Wasser herauf! | Ssi ßo gutt un bring mi en Fläschen Water herop. |
Wir haben es ihm erzählt. | Wie häwen ät üm vertault. |
So etwas thut sehr weh, das könnt ihr mir wohl glauben! | Sso wat deeït düchtig wiah, dat könne gitt mi märr glöwen. |
Er sagte ihr, er hätte das Geld selber nöthig. | He sag för üar, he hätt dat Ge͡ild ßelwer nüadig. |
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Ick will et gar nië miar dun. |
Es kommt mir von Herzen! | Ät kümp mi vann Hatten. |
Wir haben Durst gehabt wie ein Pferd! | Wie häwen Doss gehatt äs än Pǟt. |
Deine Schwester sagte zu ihm, es säßen sechs Täubchen auf dem Mäuerchen | Dinn Süster ßach för üm, ät ßüaten ßäs Tüwkes op denn Müëken. |
Du da! bleib einmal stehen! wo bist du heut wieder herumgelaufen? was hast du gethan? geh nach Haus! | Du do, bliëw es stohn, wu büs du vann Dāg wirr herümm gelōpen? wat hes du gedān? |
Seine Frau hat sich gestellt, als thät sie ihn nicht kennen; sie hat ihn aber doch gekannt, und er sie auch. | Ssinn Frau hät ßich gestault, äs wenn ßüh ümen nië keint, ßüh hät en äwer doch gekaunt, un he üar ouk. |
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Transliteration
von Marc Real
Ort: Fulerum bei Mülheim a/d Ruhr |
Kreis: Mülheim a/d Ruhr |
Name des Lehrers: G. Franik |
Geburtsort des Lehrers: Wesel (Niederwes[el)] |
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler []? durch Schüler |
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Platt das g im Anfang der Wörter (z. B. in den plattdeutschen Wörtern für gut, geben, ganz, glauben, groß,) wie […] g. |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
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