Wie lautete das Platt von Oberhausen-Alstaden?
Wenkerbogen 22891 (23. Januar 1885)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | Em We͡ïnter flegen de drüg Blahr dor de Louch heröm. | |
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Et hö͜ärt gliek op te schne͜ïen; dann wät dat Währ weer bäter. | |
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Donn Koolen en den Owen, dat de Melk boll an de kohken fängk. | |
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | Dä go͜udden aule Mann ös met däm Päht dor et Is gebrooken on en dat kaul Waater gefallen. | |
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | Hä ös vörr vier oder seß Weeken gestorwen. | |
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Dat Führ wohr de he͜ïten, de Ko͜uken sin jo o͜unen ganz schwatt gebrannt. | |
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | Hä ett de Eier ömmer o͜uhne Sault on Peeper. | |
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | De Fö͜üten dont me͜ï arg we͜ä, ek glöf, ek häpp se dor gelo͜upen. | |
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Ek sinn be͜ï de Frau gewäß on häp et öhr gesach, on sö͜ü sach, se wo͜ul et auk öhr Dochter seggen. | |
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Ek well et auk ne meer wihr do͜un. | |
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Ek schlohn sche gliek met de Kohkleepel öm de Ohren, do͜u Aapen. | |
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Wo ge͜ïhst du hin, sölle we͜ï met je gohn? | |
Es sind schlechte Zeiten. | Et sind schlechte Tiehen. | |
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Mi lew Ke͜ïnt, bliew hie o͜une stohn, de bö͜as Gausen bieten je do͜at. | |
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Du häst van Dag am me͜ïsten gelehrt on böß ahrig gewähs, du darfs fruher heïm gohn aß de ahnern. | |
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du böß noch net gro͜at geno͜uch, öm en Fläsche Wiehn utdedrengken, du mo͜ats ehr noch en E͜ïnt wahßen on grödder wähden. | |
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Gohn, ßi so goutt <gott> on sach di Sößer, ße saul di Kleïer für enke Mo͜uder fähdig ne͜ïhen on met dem Bossel reïn maaken. | |
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Häts do͜u’n gekahnt! dann wöhr et ahnes gekommen, on et de͜ït bäter öm em stohn. | |
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | Wenn hät me͜ï minne Korf met Fle͜ïsch gestoolen? | |
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | Hä de͜ät so͜a, äß hädden sö͜ü öm tom Daschen bestault; seï häwen et äwel selwer gedohn. | |
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wemm hätt hä di ne͜ï Geschichte vertault? | |
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Me moot hat ro͜upen, söß verste͜ït hä uß ne. | |
Wir sind müde und haben Durst. | We͜ï sint mö͜üt onn häwen Doß. | |
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | Aß we͜ï gister Ohmet trück ko͜amen, do lo͜agen de Ahnern all em Bett on wo͜aren faß am schlo͜apen. | |
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | Dä Schne͜ä eß vanner Nach be͜ï uß leggen geblewen, äwer va Morgen eß hä geschmaulten. | |
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Achter ussem Husen stonn dreï nett Appelbö͜ümkes met ro͜at Äppelsches. | |
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Könne gett net noch’en O͜ugenbleck op us warten, dann gonnt we͜ï met e͜ïngk. | |
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | Gett dörwen net sonn Ke͜ïnereien driewen. | |
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Uß Berg sint net ho͜ach, de e͜ïngke sint völl högger. | |
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Wo͜u völl Po͜unt Woß on wo͜u völl Bro͜at welle gett häwen? | |
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Ek verstohn e͜ïngk net, gett mö͜üten en betschen hädder kallen. | |
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Häwwen gett ke͜ïn Stöcksken witte Se͜ïpen vor me͜ï op minnen Desch gefa͜unen? | |
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sin Brauer well sech twe͜ä nette ne͜ï Hüser en e͜ïngkem Gahden bauen. | |
Das Wort kam ihm von Herzen! | Dat Woht ko͜am öm van Hatten. | |
Das war recht von ihnen! | Dat wohr räch van o͜u. | |
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wat setten do vörr Vö͜ügelsches bowen op dat Mührken? | |
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | De Buhren hadden fiev Ossen on neïge Keuh on twelf Schöppkes för dat Dörp gebrach, die woule seï verko͜upen. | |
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | De Lüht sint van Dag ahl derbuhten op dem Fe͜ïl on meihen. | |
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | Goh merr, denn brunen Ho͜unt deïht sche nicks. | |
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | Ek sien met de Lüht do achter öw̄er di Wieschen en et Kohn gefahren. |
Seite 2
Transliteration
von Marc Real
Schulort: Alstaden |
Kreis etc.: Mülheim a. d. R. |
Regierungs-Bezirk: Düsseldorf. |
Staat: Preussen. |
Name des Lehrers Wilh. Hermkes. |
Geburtsort des Lehrers Büderich Krs Neuß |
im Reg.-Bezirk etc., Staat Düsseldorf. [Preußen] |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung […] durch den Lehrer[.] |
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. in den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) […] wie leises ch […][.] |
3. Ist ein deutlicher Unterschied zwischen dem g in Kugel, Augen, fragen und dem g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen […][.] |
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. wie scht-, schp- […][.] |
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut […][.] |
6. Wird das r in roth, rund etc. […] hinten im Munde gebildet[.] |
7. Unterscheiden die Schüler von selbst oder erst, nachdem sie ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht worden sind, folgende Laute: |
a. g und ch in zeigen und Zeichen, […] nein[.] |
b. s und ß in reisen und reißen, […] nein[.] |
c. dr und tr in drehen, drüber und treten, trauen, […] nein[.] |
d. gr und kr in Greis und Kreis, […] nein[.] |
8. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? |
a) die Männer? b) nein die Frauen? nein. |
9. Wie lautet der Name des Schulorts in dortiger Mundart? und zwar: |
a) alleinstehend = Alsten |
b) in dem Satze: er wohnt in …. = Alsten. |
Charakteristisch im Dialekte ist wohl der Laut e͜ï, o͜u, ö͜ü, o͜a und das sch in je (sche statt dich). |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Schreibe einen Kommentar