Wie lautete das Platt von Bottrop-Eigen?
Wenkerbogen 23053 (1887)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | Em Wenter fleigt de dröge Blah dür de Loch herüm. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Et hört glicks op de schneen, dann wot dat Weer wier bätter. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Dau Kuahlen en denn Podomp, dät de Melk bold an de kocken fängt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | De gode aule Mann es met dat Perd dürt Is gebrauken un en dat kaule Waater gefallen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | He es vö ver oder ses Wäcken gestorwen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Det Für waß de hehte, de Kauken send jö unner ganz schwat gebrand. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | He ett de Eier ümmer ohne Salt und Päpper. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | De Behne daut me ganz weh, eck glöw eck häse dür gelopen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Eck senn be de Frau gewässen un hefft ör gesagg, un sö sagg, sö wüllt ock öre Dochter säggen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Eck wellt ock nech me wier daun. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Eck schloh de glicks met denn Kockleppel üm de Ohren, du Ahpe! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Wo gehs du henn, sö we met de gohn. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es sind schlechte Zeiten. | Et send schlechte Titen! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Min leiwe Kend, bliew hie unner stohn de böse Göse bitt de dot. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Du heß van Dage et meße gelährt un büs hübsch gewässen, du draffs ähr no Hus gohn as de Annern. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du büs noch nech grot genaug, üm ene Fläsche Wien uttedrenken, du moß ähr noch en Enne wassen un gröder wähen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Goh, se so god un segg din Süster, so soll de Kleder fö öhr Moder fereg neihe un met denn Bossel rein maken. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Häß du em gekannt! dann wär et anners gekomn, un et dähr bätter üm em stohn. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | Wä hätt me mienen Korf met Flesch gestoahlen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | He dähr <där> su as hän get {dt. hättet ihr} em taut Daschen bestallt; get hät {dt. ihr habt} et awer säwers gedohn. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wän hät he de nee Geschechte votallt? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Man mot hatt raupen, süs veusteht he us nech. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wir sind müde und haben Durst. | We send meu un hät Daus. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | As we gestern Owend trügge kamen, doh lägen de annern all ent Bärre un wähn fasse ant schlopen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | Dän Schnee es van Nach be us leggen gebliwen, awer van Maugen es he geschmolten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Achter use Hus stoht drei schöne Appelbömkes met rohe Äppelkes. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Köh get nech noch ehn Ogenblicksken op us wachen, dann goh we met enk. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | Get dröfft nech söcke Kennerehen driewen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Use Berge send nech ganz hoge, de enken send völl högger. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Wövöl Pund Wosse un wovöl Brod well get häwen? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Eck vöstoh enk nech, get möt en bätken häder küren. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Häf get ken Stücksken wette Sepe fö me op mien Desch gefunnen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sin Bror well seck twe schöne nee Hüser en enken Gadn baun. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Wort kam ihm von Herzen! | Det Wort kam em van Hatten! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das war recht von ihnen! | Det was rech van enk! | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wat sed dor vo Vügelkes bowen op de Mürken. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | De Burn han fief Ossens un niegen Keuh un twelf Schöpkes vö det Dorp gebrach, de woln sö vökopen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | De Lüh send ale buten op det Feld un mäht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | Goh mä de brune Hond deut de necks. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | Eck sen met de Lüh doh hünter öwer de Wische ent Korn gefohrt. |
Seite 2
Transliteration
von Marc Real
Schulort: Eigen |
Kreis etc.: Recklinghausen |
Regierungs-Bezirk: Münster |
Staat: Preussen |
Name des Lehrers Heinrich Holtköster |
Geburtsort des Lehrers Westbevern |
im Reg.-Bezirk etc., Staat Kreis und Regierungsbezirk Münster Preussen |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler […][.] |
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. in den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) […] wie leises ch […][.] |
3. […] g in Kugel, Augen, fragen und [] g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen [] sind […] sämmtlich in der Aussprache fast gleich[.] |
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. […] wie ßt-, ßp- [.] |
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut […][.] |
6. Wird das r in roth, rund etc. mit der Zungenspitze […] gebildet[.] |
7. Unterscheiden die Schüler von selbst oder erst, nachdem sie ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht worden sind, folgende Laute: |
a. g und ch in zeigen und Zeichen, […] nein[.] |
b. s und ß in reisen und reißen, […] nein[.] |
c. dr und tr in drehen, drüber und treten, trauen, […] nein[.] |
d. gr und kr in Greis und Kreis, […] nein[.] |
8. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche (Dänen, Polen, Litthauer etc.) in grösserer Zahl ansässig? […] nein |
9. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? a) die Männer? b) nein die Frauen? nein |
10. Wie lautet der Name des Schulorts in dortiger Mundart? und zwar: |
a) alleinstehend = Egen |
b) in dem Satze: er wohnt in …. = up en Egen |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Schreibe einen Kommentar