Wie lautete das Platt von Oberhausen-Osterfeld?
Wenkerbogen 23055 (ca. 1879/80)

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Wenkerbogen 23055 (Osterfeld) - Seite 1
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Transliteration

von Marc Real

Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum.Im Winter flaigt de droige Blähr in de Loft herüm.
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.Et hölt glick op te schnejen, dann wött dat Wehr wier bätter.
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt.Dauh Kohlen innen Ofend, dett de Mälk bold an te kokken fäng.
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen.Dä godde olle Mann üs met dat Pärd dürt Is gebrocken un innet kolle Water gefallen.
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.Hä üs vör veer oder seß Wäken gestorwen.
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.Dat Für wor te heet, de Kauken sind jä unner ganz schwatt gebrannt.
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.Hä ätt de Eier ümmer ohne Salt un Päpper.
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen.Dä Foite daut me su weh, ick glöw, ick häww se dührgeloopen.
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen.Ick sin be de Frau gewäßen un häww et öhr gesagt un sö sagg, sö wollt ock öhre Dochter säggen.
Ich will es auch nicht mehr wieder thun!Ek wellt ok nich meer wier daun.
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe!Ek schloh dei gliek mete Kockleppel üm de Ohren, du Ahp.
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn?Wor gehst du hen, söllen wei met dei goahn?
Es sind schlechte Zeiten.Et sind schlächte Titten.
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt.Min laiw Kind, bliw hier unner stoahn, de böse Göhse bitt dei dohdt.
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern.Du hest van Dage am besten gelährt un büs ahrig gewesen, du drafst froier noa Huus goan, as de annern.
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden.Du büs noch nich groot genaug, en Flasche Win uttedrinken, du moß ähr noch en Enne wassen un grötter währen.
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen.Goah, sei so gott un sagg din Süster, sö soll de Kleedder füär inke Mohder färrig naihe un met den Bossel rein maken.
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen.Häst du öm gekannt! dann wöährt anners gekommen un et dähr bätter üm öm stoahn.
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen?Wä hätt <hett> mei meinen Korf met Fleesch gestoahlen?
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan.Hä dähr so, as hädde se öm taum Daschen bestallt <bestollt>, sö dähend awwer sewwer.
Wem hat er die neue Geschichte erzählt?Wem hätt he de neie Geschechte vertallt?
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht.Man mott hatt schreien, söns versteht hä ons nech.
Wir sind müde und haben Durst.Wei sind moih un hätt Doß.
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen.As wei gistern Oawend trügge koahmen, loagen de annern all in Bett un woaren fast ant schloapen.
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen.Dä Schnei üs van Nach bei ons leggen gebliewen awwer van Morgen geschmolten.
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen.Achter onse Huus stoand drai schöne Appelbömkes met schöne rohe Äppelkes.
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch.Kü get nich noch en paar Oogenblicke wachen, dann goah wei met ink.
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben!Get drüft nich sonne Kindereien driewen.
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher.Onse Bärge sinn nach ganz hooch, dä inken sinn völl högger.
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben?Wuvöll Pond Woß un wuvöll Brot will get häwwen?
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen.Eck verstoah ink nech, gett mütt en betken hädder spräken.
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden?Hegget nich en Stücksken wette Seepe op minnen Desch gefonnen?
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen.Sinn Bruer well sick in inken Gahden twee schöne nie Hüser bauen.
Das Wort kam ihm von Herzen!Dat Woahrt koam öm von Hatten.
Das war recht von ihnen!Dat woar rächt <recht> van ink.
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?Wat sitt doahr van Vüegelkes bowen op dat Mührken?
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen.De Buren hadden fief Ossen un niegen Koih un twälf Schööpkes vöär dat Doarp gebracht, dä wollese väkoopen.
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen.Dä Loih sinn van Dage all butten op et Feld un mait.
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts.Goah mä, dä brune Hond <Hund> doit de nex.
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren.Eck sen met de Leue dohr achter öwwer dä Wische in Koarn gefahren.
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Transliteration

von Marc Real

Schulort: Osterfeld
Kreis etc.: Recklinghausen
Reg.-Bez. oder Landdrostei: Münster
Staat: Preussen
Name des Lehrers Kuypers Schulvicar
Geburtsort des Lehrers Lette
Im Reg.-Bezirk etc., Staat Münster Preussen.
[…]
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler […][.]
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. In den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) […] wie leises ch[.]
3. Ist ein deutlicher Unterschied zwischen dem g in Kugel, Augen, fragen und dem g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen, oder sind diese g sämmtlich in der Aussprache fast gleich? Diese g sind fast gleich.
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. […] wie ßt-, ßp-[.]
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut […].
6. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche (Dänen, Polen, Litthauer etc.) in grösserer Zahl ansässig? und welche? und wie stellt sich etwa das Zahlenverhältniss in diesem Falle? Keine!
7. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? Nein.
a) die Männer? b) die Frauen? [Optionen sind gestrichen.]
NB! Alle sonstigen Notizen […] Die Gemeinde hat sich in den letzten 20 Jahren um das Fünffache vermehrt in Folge der Eisenindustrie und des Bergbaus. Von dem ursprünglichen Volkstypus ist daher wenig mehr zu erkennen.
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