Wie lautete das Platt von Bottrop-Stadtmitte?
Wenkerbogen 23056 (ca. 1877)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | In’n Wenter fleigt de drööge Blaa düer de Loch. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Et hölt glick opp te schneen, dann wöd dett Weer wi better. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Dau Koheln in Ohemp, dätt de Melk bolt an de kocken fängt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | De olle Mann es met dett Peed düer’t Is gebrocken und en dett ka͡uhle Water gefallen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | Hei es vö vee oder ses Wecken gesta͡uwen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Dett Für waß te hete, de Ka͡uken send jö unnen ganz schwatt gebrannt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | Hei ett de Eier ömmer ohne Salt und Pepper. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | Dei Bene da͡ut me weh glöf ek hefse düer gelopen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Eck senn be de Fra͡u gewessen un <und> he et öhr gesag un se sag se wollet öhre Dochter seggen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Eck wellet ock nech me daun. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Eck schlo de glick met’n Ka͡uckläppel oem <am> de Ohe, du Aape. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Wo ges du hen? sü we we met gohn. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es sind schlechte Zeiten. | Et send schlechte Tie’n. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Min leiwe Kend, blif hiä unnen ston, de geftege Göse bet de dot. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Du hes nuet meße {dt. nun am meisten} geläht un büs hübs gewessen, du drafs äh no Hus gohn as de Annern | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du bös noch noch {Dopplung} nech grot genaug, du mos e noch en Enn <Enne> wassen und gröder wö[e]’n. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Goh, se so got un sag din Süster sö soll de Kleder föör {dt. für ihre} Moder fereg neihe und met den Bossel rein maken. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Hes du em gekannt! dann wär et anners gekommen un et där better öm em stohn. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | Wäcker hät me den Kauw met Flesch gestoheln? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | Hä der so, als hän se öm thaút Daschen bestallt, sö hät et awer säwwer gedohen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wä hät hä de nee Geschichte vötalt? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Man mot hat schrein sös vösteht he os nech. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wir sind müde und haben Durst. | We send me͡u und hat Daus. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | As we gestern Ohmd haröm kämen, do läegen de Annern ahle end Berre {Kontraktion „Berre-un“, dt. Bette und} waren fas am schlopen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | De Schnee es dösse Nach leggen gebliewen, awwer va Mogen esse geschmolt’n. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Achter osse Hus stott drei schöne Appelböme met rohe Aepelkes | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Kö get nech noch’n Ogenbleck wachen, dann go we met enk. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | Get dröft nech sonne Kenere driewen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Ose Bege send nech ganz hoge, de enken send völl högger. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Wöffel Pund Wausse weget hewen? {dt. Wie viel Pfund Würste wollt ihr haben?} | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Eck vosto enk nech, get möte weneg hädder küen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Häf get ken Stöksken Sepe föme op min Desch gefun’n? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sin Bror well sek twee schöne nee Hüser en enken Gan bau’n. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Wort kam ihm von Herzen! | Dat Word kam em van Hatten. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das war recht von ihnen! | Dat was rech van enk. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wad send dat van Vüögel do bowen ob dat Müerken? | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | De Buen han fif Ossen, niegen Käu und twelf Schöpkes vö dat Dope gebrach, de wole se vokopen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | De Lö send van Dage alle butten opt Feld und meiht. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | {o. A.} | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | {o. A.} |
Seite 2
Transliteration
von Marc Real
Schulort: Bottrop |
Ober-, Bezirksamt etc.: Recklinghausen |
Regierungs-Bezirk etc.: [Münster] |
Staat: [Preußen] |
Name des Lehrers Dahlmann |
Geburtsort des Lehrers [o. A.] |
Im Ober-, Bezirksamt etc., Staat Reg=Bez. [o. A.] |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler[.] |
2. In welchen von den mundartlichen Wörtern für 1. biegen, 2. tragen, 3. fragen, 4. legen, 5. Ziegel, 6. Kugel, 7. sorgen, 8. folgen, 9. Schlag, 10. Berg, 11. Weg, 12. fertig [lautet das g] […] wie eine Art leises ch[.] [13. ruhig ist gestrichen.] |
3. […] g in Kugel, Augen, fragen und [] g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen, [] sind […] sämmtlich in der Aussprache fast gleich[.] |
[Weitere Punkte 4 – 11 o. A., keine Bemerkungen.] |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
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