Wie lautete das Platt von Essen-Horst?
Wenkerbogen 22928 (ca. 1879/80)

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Wenkerbogen 22928 (Horst) - Seite 1
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Transliteration

von Marc Real

Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum.Im Winter fleiget dä dröge Blähr dörch dä Loch harüm.
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.Et hört gliek op te sch[]igg[] {unvollständig}, dann wätt dat Wähe wie bätter.
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt.Dau Kohle in däm Om̄’n, dat dä Melk bold an te kocken fängt.
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen.Dä godde, olle Mann es met däm Pätt dörget Ihs gebrocken un in dat kolle Wahter gefallen.
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.Hä es vö vehe odder säß Wäcken gestorben.
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.Datt Führ wa te hete, dä Kauken sind jo un’n ganz schwatt gebrannt.
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.Hä ett dä Eier ümmer ohne Solt un Päpper.
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen.Dä Faite daut mie düchtig weh, eck glöw, eck häw se dörch gelopen.
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen.Eck si[] bi dä Frau gewässen, un häv et öhr gesach, un sä sach, sä wöllt ock öhre Dochter seggen.
Ich will es auch nicht mehr wieder thun!Eck wellet ock nich mä wihe daun.
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe!Eck schlo die gliek met dänn Kochläppel üm dä Ohrn, du Aape!
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn?Bo gehs du henn, sö wie met die gohn?
Es sind schlechte Zeiten.Et sind schlechte Tiehen!
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt.Minn leiw Kind, bliff hiehe unn’n stohn, dä giftige Gösen bitt die dot.
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern.Du heß van Dage am mehesten gelährt un büß atig gewässen, du draffs fröher no Hus gohn as dä Annern.
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden.Du büs noch nich grot genaug, üm ’ne Fläsche Wien ut dä trinken, du moß ers noch en Enne wassen und grötter wähn.
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen.Goh, si so gott un seg dinn Süster sä soll dä Kleher fö inke Mutter ferrig neihn un met dä Bössel reine maken.
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen.Häs du en gekannt! dann wähet anners gekomm’m, un et däh bätter üm öm stohn.
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen?Wä hät mi min’n Korw met Flesch gestohl’n?
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan.Hä dä‘ so, es hän se öm taum Dräschen bistallt; sä häwet et öwer säwers gedohn.
Wem hat er die neue Geschichte erzählt?Wäm hett hä dä nihe Geschichte vatallt?
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht.Mä mott hatt schrein, süß vasteht hä us nicht.
Wir sind müde und haben Durst.Wie sind mei un häwet Doos.
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen.Äs wie gistern Ohmd trügge kamen, do lachen dä Annern all int Berre un wahn fast am schlopen.
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen.Dä Schnee es dösse Nach bi us liggen gebleben, ower vomorgen esse geschmolten.
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen.Achter usem Hus stott drei schöne Appelböhmkes met rohe Äppelkes.
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch.Kö gitt [n]ie noch en Ogenblicksken op us wachten, dann goh wi met ink.
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben!Gitt dröfet nich sölke Kinnerie drieben.
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher.Usse Bärge sind nich ganz hoge, dä inken sind völl höger.
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben?Bu völl Pund Wooß un bu völl Brot we gett hem’m?
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen.Eck vastoh ink nich, gitt möget en {bisschen fehlt} hätter spräken <(küren)>.
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden?Häff gitt känn Stücksken Seepe fö mie op min’n Diß gefunn’n?
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen.Sinne Broe well sick twe schöne {neue fehlt} Hüsser in inken Gahden bau’n.
Das Wort kam ihm von Herzen!Dat Woht <Wohrt> kam öm van Hätten.
Das war recht von ihnen!Dat was recht van ink.
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?Wat sitt so van Vöggelkes bom’m op dat Müeken?
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen.Dä Burn hann fief Ossen und neggen Kai <Kau> un twölf Schöpkes vö dat Dorf gebrach, dä wollnse vakopen.
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen.Dä Lüh sind van Dage alle buten op dem Feld un maht.
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts.Goh mä, dä brune Rühe daut die nicks.
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren.Eck sie met dä Lüh do achtern öwer dä Wischge in’t Kohrn gefohrt.
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Transliteration

von Marc Real

Schulort: Horst
Kreis etc.: Bochum
Reg.-Bez. […]: Arnsberg
Staat: Preussen.
Name des Lehrers C. Schmidt
Geburtsort des Lehrers Morsbach
im Reg.-Bezirk etc., Staat Cöln a. Rhein | Preussen
[…]
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler […][.]
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. in den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) […] wie leises ch[.]
3. […] g in Kugel, Augen, fragen und [] g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen [] sind […] sämmtlich in der Aussprache fast gleich[.]
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. wie scht-, schp- […][.]
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut […][.]
6. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche (Dänen, Polen, Litthauer etc.) in grösserer Zahl ansässig? und welche? und wie stellt sich etwa das Zahlenverhältniss in diesem Falle? [Fragen sind gestrichen.]
7. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht?
a) die Männer? b) die Frauen? [Frage und Optionen sind gestrichen.]
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