Wie lautete das Platt von Hattingen-Niederwenigern?
Wenkerbogen 24264 (1880)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | Im Winter fleiget dä drögen Bläa dör de Loch herüm. |
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Et höat glick op dä schniggen, dann wät dat Wia wä bätter. |
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Dau Kuōlen <Kuālen> in den Oawen, <(ausgesp. wie o om engl. of.)> dat dä Mälke buōle an te kocken fänkt. |
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | Dö uōlle gorre Mann {dt. alte gute Mann} es memm Pärre dört Is gebruōken un in dat kolle Water gefallen. |
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | Hä es vä ver ora ses Wiäken gestuōrwen. |
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Dat Füa wa te hete, dä Kauken sind jö unnen gans schwatt gebrannt. |
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | He ett dä Eier {immer fehlt} uōhne Suōld un Päpper. |
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | Dä Beene daut mi so weh, eck glöw, eck häf se kaput gelopen. |
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Eck si bi dä Frau gewäßen, un häwet öa gesag, un sä sag, sä wollt et ok iärre Dochter segen. |
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Eck wellt et nich mä wia daun! |
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Eck schluō di gliek mit dem Kuōklippel üm de UŌhren, du Ape. |
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Wo gehst du hen, sowe met di guōhn? |
Es sind schlechte Zeiten. | Et sind schlechte Tien. |
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Min leiwe Kind, bliew hie stuōhn, dä bösen Göse bietet di dot. |
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Dŏ hest van Dage am mehrsten gelert un bist artig gewest, du drafst eher no Huse guōhn, as de Andern. |
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du büst no nit grot genaug, um ene Fläsche Wien uttedrinken, du most erst noch ein Enne wassen un grötter wären. |
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Guōh, si sŏō gut un <um> seg din Süster, se solle de Kleer för inke Mutter fedig naihen un met de Bäörste rein maken. |
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Häst du äm gekannt! dann wäret anders gekommen, un et dä bätter üm äm stuōhn. |
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | Wä hät mi mine Kuōrf mit Flesk stuōhlen. |
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | Ä dä so, as hän se em taum Särsken bestallt; se hät ower sewers geduōhn. |
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wä hät äm de nigge Geschichte vertallt. |
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Man mot hat schreien, süß versteht he us nich. |
Wir sind müde und haben Durst. | Wi sind maihe un hät Duōrst. |
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | As wi gistern UŌwend wier kamen, duō lagen de Andern all om Berre un waren faste ingeschluōpen {dt. eingeschlafen}. |
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | Dä Schnee es van Nachte bi us liggen gebliewen, öwer van Morgen is he geschmolten. |
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Achter use Hus stuōt drei schöne Appelböme met rohe Äppelchen. |
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Könnt jit nich noch ein Ogenblick op uns wachten, dann guō wi met ink. |
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | Git dröwet nich sölke Kinnerien driwen. |
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Use <Unse> Berge sind nich so hoge, de inken sind völl högger. |
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Wuvöll Waorst un Brod wost du {dt. willst du} häwwen? |
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Ek vör-stuōh ink nich, git mait en betken häder küiren. |
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Ha git ken Stücksken witte Seipe vä mi op min Disk gefunnen? |
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sin Broer well sik twe <zwe> schöne nigge Hüser bauen in inken Ganen. |
Das Wort kam ihm von Herzen! | Dat Wuōrt kam em van Härten. |
Das war recht von ihnen! | Dat war recht van ink. |
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wat sitt duō van Vögelken oben op dat Müerken. |
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | Dä Buern han fiev Ossen un neggen Kaihe un <und> twälf Schöpkes fö dat Duōrp gebrach, de wollen se vekopen. |
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | Dä Lüe sind van Dage all för de Düör {dt. vor der Tür} op dat Feld am maihen. |
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | Guōh mä, dä brune Rüa deit di niks. |
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | Ek sin met dä Lüe do achtan öwer dä Wische int Kuorn geföhrt. |
Seite 2
Transliteration
von Marc Real
Schulort: Niederwenigern. |
Kreis etc.: Bochum. |
Reg.-Bez. oder Landdrostei: Arnsberg. |
Staat: Preussen |
Name des Lehrers Bernhard Heller |
Geburtsort des Lehrers Hultrop Kr. Soest |
Im Reg.-Bezirk etc., Staat Arnsberg. [Preußen] |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler […][.] durch Schüler |
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. in den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) […] wie leises ch[.] |
3. […] g in Kugel, Augen, fragen und [] g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen [] sind […] sämmtlich in der Aussprache fast gleich[.] Fast gleich. |
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. […] wie ßt-, ßp-[.] |
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut […]. |
6. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche (Dänen, Polen, Litthauer etc.) in grösserer Zahl ansässig? und welche? und wie stellt sich etwa das Zahlenverhältniss in diesem Falle? Keine. |
7. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? Nein. |
a) die Männer? b) die Frauen? [siehe oben] |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Schreibe einen Kommentar