Wie lautete das Platt von Bochum-Höntrop?
Wenkerbogen 22929 (1880)
Seite 1
Transliteration
von Marc Real
Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum. | Im Winter flaigen <fleigen> dä drögen Blär inne Locht harüm. |
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser. | Ät hört glik op <ob> te schniggen, dann wätt dat Wiär wie biätter. |
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt. | Dau Kualen in dän Ouawen, dat dä Melk bolle an te koakken fängt. |
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen. | Dä guode Mann es met dem Perd düart <dürt> Is gebroaken un in dat kolle Water gefallen. |
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben. | Ä äs vör {vier oder fehlt} ses Wärken gestuarwen <gestaurwen> |
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt. | Dat Für wa te hete, de Kauken sind jo unnern schwat gebrant. |
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer. | Ä et de Eier ümmer ohne Solt und Piäpper. |
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen. | De Fäute daut mi sehr wei <weih>, ek glöwe, ek käw se dür gelopen. |
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen. | Eck si bi dä Frau gewärst un häf et ihr gesägt, un sä sag, sa wollt ihre Dochter auk seggen. |
Ich will es auch nicht mehr wieder thun! | Ek welt ouk nicht mä <mär> wier dauen! |
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe! | Ek schlo die glik met dänn Koakleppel um dä Oren, du olle {dt. alter} Ape! |
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn? | Wo geist de hen, söwe <sölwe> met di gohn <gon>? |
Es sind schlechte Zeiten. | Et sind schlechte Titen! |
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt. | Min leiwe Kind, bliw hir unnen stohn, da bösen Göse biet die dot. |
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern. | Du ges vandage am meisten gelährt un bist artig gewärst, du drafst fröher no Hus gohn as dä Annern. |
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden. | Du büs no nicht grot genaugt, eine Fläsche Win uttedrinken du mos erst noch ehn Enne wassen un grötter wähn. |
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen. | Go, so so guot un <und> seg din Süster, sa soll dä Kleer füär minne {dt. meine} Mutter ferig nain un met dän Böassel reine maken. |
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. | Giäst <Gehst> tu em <öa> gekannt! dann wär et anners gekommen, un et dät berter um ärm stohn. |
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen? | Wä gek mi minen Koaw met Fleis gestualen? |
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan. | Ä dait so, as hän sia öam taum Deäschen bestallt, se hämen es öawer sewers gedohn. |
Wem hat er die neue Geschichte erzählt? | Wä geht er dä nigge Geschichte vertalt. |
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht. | Man mot hart schraen, süs versteht ä us nicht. |
Wir sind müde und haben Durst. | Wier sind mai un hät Duast. |
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen. | As wier gistern Obend trügge komen, do laggen dä Annern all im Berre un waren all am schlopen. |
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen. | Dän Schnei es düöse Nacht bi us liggen gebliwen <gebliben>, öwer vamoagen es he geschmolten. |
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen. | Ächter usse Hus stot drei stöne Appelböume met rohe Appeln. |
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch. | Kö git nicht noch n Ogenblick wachten, dann go wie met ink. |
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben! | Git dröfet nich solke Kinneri driwen. |
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher. | Usse Berge sind nich sehr hoge, dä ihnken sind völl höher. |
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben? | Buvöll Pund Woast un buvöll Brot wel git häm? |
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen. | Ek västo ihnk nich, git maint en betken hätter spräkken. |
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden? | Häw git känn Stücksken Seipe für mi op minen Disch gefund’n <gefunden>. |
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen. | Sin Broe well sik twei nigge Hüsser in inken Gaen baun. |
Das Wort kam ihm von Herzen! | Dat Wot kömmt öhm van Härten! |
Das war recht von ihnen! | Dat wa recht van ink! |
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen? | Wat sit‘ do vanne Vöggel boawen ob dä Mue? |
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen. | Dä Buern hät fif Ossen un neggen Kai un twälw Schöpe vör dat Dorp gebracht, dä woll se verkopen. |
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen. | Dä Lü sind vandage alle vadüe {dt. vor der Tür} op däm Felle und mähn. |
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts. | Goh nu, da brune Rüe dait ti nicks. |
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren. | Ek si met da Lü do ächtern üäwer da Wische in’t Kon gefohrt. |
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Transliteration
von Marc Real
Schulort: Höntrop |
Kreis etc.: Bochum |
Reg.-Bez. oder Landdrostei: Arnsberg |
Staat: Preußen. |
Name des Lehrers Jos. Schütte |
Geburtsort des Lehrers Bockum |
Im Reg.-Bezirk etc., Staat Rebzk. Münster. [Preußen] |
[…] |
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler […][.] |
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. in den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) wie j, oder wie leises k, oder wie leises ch? [o. A., Optionen sind gestrichen.] |
3. […] g in Kugel, Augen, fragen und [] g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen [] sind […] sämmtlich in der Aussprache fast gleich[.] |
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. Wie scht-, schp- oder wie ßt-, ßp-? [o. A., Optionen sind gestrichen.] |
5. [] sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. […] lautet [] getrennt wie fiß-chen, Flaß-che etc.[.] |
6. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche ([] Polen []) in [] kleiner Zahl ansässig[.] […] |
7. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? Nein. |
a) die Männer? b) die Frauen? |
Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
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