Wie lautete das Platt von Bochum-Wattenscheid?
Wenkerbogen 22924 (1880)

Seite 1

Wenkerbogen 22924 (Wattenscheid) - Seite 1
Seite 1

Transliteration

von Marc Real

Im Winter fliegen die trocknen Blätter durch die Luft herum.Im Winter fleiget de drögen Bliär dörch de Lucht herüm.
Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.Et hört gliks up tau sniggen, dann werd dat Wiär wiär biäter.
Thu Kohlen in den Ofen, daß die Milch bald an zu kochen fängt.Dau Kuoalen in den Uoawen, dat de Miälk boll an tau kuoaken fängt.
Der gute alte Mann ist mit dem Pferde durch´s Eis gebrochen und in das kalte Wasser gefallen.De gudde olle Mann is mit dat Piärd dörch dat Is gebruoaken un <on> in dat kolle Water gefallen.
Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.Hä is för veer or sös Weäken gestuorben.
Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.Dat Füer war tau hêit, de Kauken sind gans swart gebrannt.
Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.Hä iät de Egger ümmer o͜ane Solt un Piäper.
Die Füße thun mir sehr weh, ich glaube, ich habe sie durchgelaufen.De Feite daut mi sehr wê͜i, ik glöwe ik häw se dörchgelopen.
Ich bin bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wollte es auch ihrer Tochter sagen.Ik sinn bi de Frau gewest un häw et ehr gesaggt un se saggt, se woll’t ook ehre Dochter seggen.
Ich will es auch nicht mehr wieder thun!Ik will’t ook nich mer wiär daun.
Ich schlage Dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, Du Affe!Ik sloa Di gliks mit de Kuoakliäpel um de Uoren, Du Ape.
Wo gehst Du hin? Sollen wir mit Dir gehn?Wo gêist Du hen, sö wi mit Di goahn?
Es sind schlechte Zeiten.Et sind slechte Tied’n.
Mein liebes Kind, bleib hier unten stehn, die bösen Gänse beißen Dich todt.Min leiw Kind, bliew hier unnen stoahn, de bösen Gieuse bietet Di dot.
Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, Du darfst früher nach Hause gehn als die Andern.Du jest vandage am meesten geleèrt un bist artig gewiäst, Du darfst fr[ö]her noa Huus goahn as de annern.
Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, Du mußt erst noch ein Ende wachsen und größer werden.Du bist noch nich groot genaug üm eene Fläsche Win uttaudrinken, Du möst eerst en Enn wassen un grotter wiären.
Geh, sei so gut und sag Deiner Schwester, sie sollte die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen.Goah, si so gudd un segg Dine Süster, se soll de Kleer för inke Mutter ferrig neihen un mit de Börssel rêin maken.
Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen.Hädst Du em gekannt, dann wiärt anners gekuoamen un et doa biäter üm en stoahn.
Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen?Wä häd mi mienen Kuorf mit Fleess <(Flêiss)> gestuoahlen?
Er that so, als hätten sie ihn zum dreschen bestellt; sie haben es aber selbst gethan.Hä doa so as hädd se em taum Derschen bestallt, se hadden’t iäwer selber gedoahn.
Wem hat er die neue Geschichte erzählt?Wä häd hä de nigge Geschichte vertallt.
Man muß laut schreien, sonst versteht er uns nicht.Man mot hart schreien, süss verstêiht hä us nich.
Wir sind müde und haben Durst.We sint meie un häwt Dorst.
Als wir gestern Abend zurück kamen, da lagen die Andern schon zu Bett und waren fest am schlafen.As we gistern Uoawend trügge kamen, do laggten de annern all to Bedde un waren fast am sloapen.
Der Schnee ist diese Nacht bei uns liegen geblieben, aber heute Morgen ist er geschmolzen.De Snei is düsse Nacht bi us liggen gebliäwen, äwer vor mor’n is ha gesmolten.
Hinter unserm Hause stehen drei schöne Apfelbäumchen mit rothen Aepfelchen.Ächter de Huus stoaht 3 Appelbömkes mit rohe Äppelkes.
Könnt ihr nicht noch ein Augenblickchen auf uns warten, dann gehn wir mit euch.Könt jit nich en Ogenblicksken up us warten, dann goah wi gliks mit ink.
Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben!Jit dröwwet nich so’ne Kinnerigge driwen.
Unsere Berge sind nicht sehr hoch, die euren sind viel höher.Use Berge sind nich sehr hoge, de inke sind viäl höger.
Wieviel Pfund Wurst und wieviel Brod wollt ihr haben?Wöfiöl Pund Wuorst un wofiöl Brot will’t jit häwen.
Ich verstehe euch nicht, ihr müßt ein bißchen lauter sprechen.Ik verstoah ink nich, jit meit en biaten härter schrein.
Habt ihr kein Stückchen weiße Seife für mich auf meinem Tische gefunden?Häwt jit nich en Stücksken witte Seepe för mi up mienen Dische funnen.
Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen.Sien Broor will sik twe schöne nigge Hüser in inke Gahren bauen.
Das Wort kam ihm von Herzen!Dat Woort kam en von Hiärten.
Das war recht von ihnen!Dat war recht van ink.
Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?Wat sitted doa för Vögelkes buoawen up de Mürkes {dt. auf den Mäuerchen}.
Die Bauern hatten fünf Ochsen und neun Kühe und zwölf Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen.De Buuren hadden fiew Ossen un niègen Keihe un twiälf Schäpkes för dat Dorp gebracht un {dt. und} wollen sä verkoopen.
Die Leute sind heute alle draußen auf dem Felde und mähen.De Lüe sind vandage alle buten up de Feller {dt. auf den Feldern} un mahen.
Geh nur, der braune Hund thut Dir nichts.Goah män, de brune Rüe deit Di nix.
Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren.Ik sinn mit de Lüe doa hinnern iäwer de Wiesche int Koorn gefahren.
Seite 1

Seite 2

Wenkerbogen 22924 (Wattenscheid) - Seite 2
Seite 2

Transliteration

von Marc Real

Schulort: Wattenscheid
Kreis etc.: Bochum
Reg.-Bez. oder Landdrostei: Arnsberg
Staat: Preussen.
Name des Lehrers S. Nahrwold.
Geburtsort des Lehrers Bierde Krs. Minden
Im Reg.-Bezirk etc., Staat Westfalen. [Preußen]
[…]
1. Geschah die Uebersetzung durch Schüler oder durch den Lehrer? beides, da ich seit 18 Jahren hier.
2. Lautet in dem in Ihrer Schulgemeinde ortsüblichen Dialekte das g im Anfange der Wörter (z. B. in den mundartlichen Wörtern für gut, geben, groß, graben, glauben, glücklich) wie j […][.] Gaumenlaut
3. Ist ein deutlicher Unterschied zwischen dem g in Kugel, Augen, fragen und dem g in Kegel, kriegen, biegen, zeigen oder sind diese g sämmtlich in der Aussprache fast gleich? Ja. [o. A., keine eindeutige Zuordnung.]
4. Lautet st, sp in den mundartlichen Wörtern für Stall, stellen, sprechen, Spiel etc. […] wie ßt-, ßp-[.]
5. Ist sch in den mundartlichen Wörtern für fischen, waschen, Flasche etc. ein einziger Laut oder lautet es getrennt wie fiß-chen, Flaß-che etc. letzteres selten.
6. Sind in Ihrem Schulorte Nichtdeutsche (Dänen, Polen, Litthauer etc.) in größerer Zahl ansässig? und welche? und wie stellt sich etwa das Zahlenverhältniss in diesem Falle? Durch den Bergbau allerlei Volk, auch Polen, Holländer, im Verhältnis zwar vereinzelt.
7. Haben die Einwohner Ihres Schulortes noch eine ausgeprägte Volkstracht? Nein.
a) die Männer? b) die Frauen?
NB! o͜a = dem Englischen in Water, Law etc.
uo͜a = schneller Schleiflaut.
A [=] klarer A-Laut
êi = rheinischer, bergischer Laut in klein, Wein, mein, Seife, also Se͜ife
ei = reiner Ei-Laut
ieu = wie franz[ösisch]: Lieutnant
iä [=] kurz anlautendes i, das ä nicht breit sprechen.
hä [=] ganz kurz
Seite 2
CC BY SA 4.0

Die Wenkerbögen wurden bereitgestellt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg und lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.